#IMPACT: Fortbildungsverhalten von Lehrkräften in den Gesellschaftswissenschaften

Campus QPlus 2015 #65357 © Christoph Mischke – Uni Göttingen
Campus QPlus 2015 #65357 © Christoph Mischke – Uni Göttingen

Es ist für Lehrkräfte nicht ganz einfach, bei der Menge an Fortbildungen ein für sie interessantes Angebot zu finden. Nicht immer gibt es für ihre aktuelle Bedarfe auch zeitnah eine passende Veranstaltung. Für Fächer wie Gesellschaftslehre gibt es außerdem kein Lehramtsstudium, das auf das fächerübergreifende Unterrichten vorbereitet, sodass Fortbildungen für teilweise fachfremde Lehrkräfte während des Berufs besonders wichtig sind. Für die Ausbildenden an den Universitäten stellt sich die Frage, ob die Schwerpunkte und Themen, die ihnen am Herzen liegen, in Fortbildungen wieder aufgegriffen und vertieft werden oder ob sie auf ihre Seminare und Vorlesungen begrenzt bleiben. Die Bildungspolitik interessiert sich schließlich dafür, ob die Angebote von den Lehrkräften überhaupt nachgefragt werden und wodurch die Teilnahme erklärt werden kann.

Zu diesen drängenden Fragen liefert ein neues Forschungsprojekt an der Universität Göttingen erste Erkenntnisse. Um das  Fortbildungsverhalten von Lehrkräften in den Gesellschaftswissenschaften zu verstehen, werden alle Fortbildungen der Jahre 2018 bis 2022, die sich an niedersächsische Lehrkräfte in den Gesellschaftswissenschaften (Politik/Wirtschaft, Geschichte, Geografie, Gesellschaftslehre, Sachunterricht) richten, auf ihre Inhalte und Strukturen (z. B. die Dauer oder ob sie in Präsenz oder online stattfinden) hin analysiert. Daraus lässt sich für die Zeit vor, während und ‚nach‘ der COVID-19-Pandemie bestimmen, aus welchem Angebot Lehrkräfte wählen können, welche Themen Konjunktur haben, wie gut sie im Schnitt nachgefragt werden und unter welchen strukturellen Rahmenbedingungen sie stattfinden.

Die ersten Ergebnisse liegen vor: Von den 872 Fortbildungen richten sich knapp 60 % an Politik- und Geschichtslehrkräfte, nur 8 % adressieren explizit Lehrkräfte im Fach Gesellschaftslehre. Bei Fortbildungen für Sachunterrichtslehrkräfte geht es primär um naturwissenschaftliche Themen und den Umgang mit Medien, wohingegen sich Fortbildungen für Politiklehrkräfte hauptsächlich mit Curriculums- und Prüfungsthemen befassen. Während der COVID-19-Pandemie erreichten die Anzahl der Angebote eine Talsohle, allerdings zeichnete sich dieser Trend bereits in den Jahren zu vor ab. Digitale Fortbildungen nahmen während dieser Zeit rasant zu. Entgegen der Erwartung kam es nicht zu einem verstärkten Aufgreifen von Themen wie Fake News oder Verschwörungstheorien. Die durchschnittliche Auslastung der Fortbildungen schwankt zwischen 80 % und 50 %. Pro Fortbildungen melden sich im Schnitt zwischen elf und 18 Lehrkräfte an. Sowohl Präsenzveranstaltungen als auch digitale Angebote dauern in den wenigstens Fällen länger als einen Tag.

Hören und sehen Sie weitere Details zu diesem Zwischenstand aus dem laufenden Forschungsprojekt in einem Vortrag (auf Englisch) von einer internationalen Konferenz zum fachfremden Unterrichten. Nachlesen können Sie alles im Januar 2024 in einem frei zugänglichen Artikel. Besuchen Sie ResearchGate für Updates. Klicken Sie auf „Folgen“ und Sie Sie werden automatisch informiert, sobald neue Veröffentlichungen rund um die Gesellschaftswissenschaften erscheinen. Sind Sie selber Lehrkraft und möchten von Ihren Erfahrungen mit Fortbildungen erzählen? Schreiben Sie jederzeit gerne eine E-Mail an Dr. Marcel Grieger.

Im SPL wurden bislang mit einem neuentwickelten Fragebogen untersucht, ob sich Lehramtsstudierende das fächerübergreifende und teilweise fachfremde Unterrichten in Fächer wie Gesellschaftslehre zutrauen. Während in der ersten Phase, der universitären Ausbildung, das Fundament für den Beruf gelegt wird, ist die dritte Phase, die Zeit der Berufstätigkeit, die mit Abstand längste Phase der (Weiter-)Qualifizierung. Fortbildungen spielen hier eine zentrale Rolle. Für die Gesellschaftswissenschaften fehlt es bisher an einer systematischen Erforschung. Das Forschungsprojekt ist eine Kooperation des Lehrstuhls für Politikwissenschaft/Didaktik der Politik mit dem mit dem Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ).

Unter #IMPACT stellen wir Ihnen Arbeiten vor, die aus dem SPL heraus entstanden sind und darüber hinaus weiterverfolgt werden.