Im Zeichen der Verstetigung: Digitale Klausurtagung „Mariaspring 2021“

(c) bluedesign / AdobeStock (45702777)
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Was bleibt der Lehrkräftebildung in Göttingen von der Arbeit des SPL erhalten, wenn die Projektförderung ausläuft? Die ersten Teilprojekte enden bereits in diesen Monaten, aber auch für die laufenden Teilprojekte sieht die Bund-Länder-Vereinbarung eine Grundlage der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“, eine maximale Förderdauer bis Dezember 2023 vor, wie Dr. Andreas Paetz (BMBF) gegenüber dem Projektmanagement erklärt. Auf eine Anschlussfinanzierung kann zum jetzigen Zeitpunkt also nicht gesetzt werden.

Die Teilnehmer*innen der projektinternen Klausurtagung „Mariaspring 2021“ befassten sich daher am 25. Juni mit zentralen Fragen der Verstetigung von Projekten, Konzepten, Erfahrungen sowie dafür notwendigen Rahmenbedingungen jenseits von Drittmitteln. Schnell wurde klar: Die eine Strategie für das Gesamtprojekt gibt es nicht.

Während sich im Handlungsbereich A die Öffnung von fachdidaktischen und fachwissenschaftlichen Veranstaltungen für die Teilnehmer*innen am Zertifikatsprogramm „Fächerübergreifendes Unterrichten“ weiterhin als unproblematisch erweisen dürfte, sind die abschließenden Praxismodule an die Stellen der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und sie ihrerseits an die Projektmittel gebunden. Die Vergabe von Lehraufträgen oder das Einrichten von Dauerstellen sind denkbare Alternativen. Die in der ersten Förderphase im Rahmen zweier Promotionsprojekte entwickelten Messinstrumente kommen nun zum Einsatz, um in den Zertifikatsschwerpunkten „Naturwissenschaften“ und „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ Veränderungen der Selbstwirksamkeitserwartungen und des Fachwissens von Lehramtsstudierenden im Längsschnitt zu verfolgen.

Es ist erfreulich, dass die Zertifikatsschwerpunkte „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ und „Bilinguales  Unterrichten“ als Zusatzqualifikationen bei der Einstellung in den niedersächsischen Schuldienst anerkannt worden sind. Die Schwerpunkte „Naturwissenschaften“ sowie „Gesellschaftslehre“ folgen noch in diesem Jahr. Seitdem die Studienseminare sie ebenfalls als Zusatzqualifikationen anbieten können, wachsen ihre Anteile stetig. Lehramtsstudierende, die künftig an einer Gesamtschule tätig sein werden, haben zusehends mehr Möglichkeiten, sich auf das fächerübergreifende Unterrichten vorzubereiten. Die Verzahnung des Zertifikatsprogramms mit den Angeboten der Studienseminare ist indes noch ausbaufähig. An Fortbildungsangeboten für den integrierten Gesellschafts- und Naturwissenschaftsunterricht fehlt es weiterhin.

Im Handlungsbereich B sind die drei zu Ende gehenden Teilprojekte – „Forschendes Lernen: Gesellschaftswissenschaften“, „Forschungskompetenzen Lehr-Lern-Labore (YLAB/BLAB)“ – angesiedelt, wodurch die Sicherung und Nachnutzung von Ergebnissen besonders im Vordergrund stand. Verankert wurden bspw. Elemente Forschenden Lernens in den Curricula der Biologie- und Geschichtsdidaktik. Angehenden Geschichtslehrkräften werden die Schritte des Forschungszyklus in ihren Modulen zudem visuell mit Icons kenntlich gemacht. Projekt- und disziplinübergreifend werden die Lehrenden durch eine Handreichung und die Studierende durch ein Rahmenpapier zum Forschenden Lernen unterstützt.

Das Repositorium ist infrastrukturell auf langfristige Nutzung der Unterrichtsvideos und -transkripte für Forschung und Lehre in bildungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Lehrveranstaltungen ausgelegt. Die Methodenberatung für Lehramtsstudierende hat zum einen „Bausteine“ in Form eines Selbstlernmoduls zum qualitativen Forschen im Lehramtsstudium und einer Wiederholung von Grundfragen empirischer Forschung entwickelt, die flexibel in verschiedenen Seminaren eingesetzt werden können. Zum anderen profitiert sie nicht zuletzt aber auch von der Expertise und den Erfahrungen der beratenden Kolleg*innen, was erneut die Frage personeller Perspektiven aufwirft, die es noch zu klären gilt.

Im Handlungsbereich C steht mit fünf Promotionsprojekten die Entwicklungsarbeit im Vordergrund. Im Vergleich mit den anderen Handlungsbereichen sind die Maßnahmen zur Verstetigung deshalb noch nicht so weit vorangeschritten. Konkrete Perspektiven gibt es aber sehr wohl: Die Lehrkonzepte für eine differenz- und diversitätssensible Gestaltung von Schule und Unterricht sollen in einem Arbeitsbuch für den Einsatz in der Lehre aufbereitet werden. Durch den Fokus auf Materialien und Aufgaben zu einzelnen Konzepte ist ein personenungebundener Einsatz auch über den Standort Göttingen hinaus möglich. In der Sportdidaktik sind bereits Unterrichtsvignetten und in der Deutschdidaktik Materialien zur Konstruktion sprachlicher Differenz erfolgreich zum Einsatz gekommen.

Handlungsbereichsübergreifend wird im Kontext von Wissenschaftskommunikation und „Third Mission“ darüber hinaus diskutiert, die Kernanliegen des SPL und die Ergebnisse abgeschlossener Promotionsprojekte der ersten Förderphase für eine breite Öffentlichkeit allgemeinverständlich aufzubereiten.

Der Verstetigung wird sich in den Teilprojekten des SPL auf unterschiedlichen Ebenen und mit unterschiedlichen Zielen angenommen. Die eine Strategie für das Gesamtprojekt gibt es nicht; es braucht sie aber auch nicht.